Interviewer: Herr Bremer, Bauck bietet über eine Crowdinvesting-Plattform Nachrangdarlehen an, um die Erweiterung ihrer Mühle für glutenfreie Produkte zu finanzieren. Das klingt nach einer interessanten Gelegenheit für Kleinanleger. Was sollten diese dabei beachten?
Thomas Bremer: Ja, das Angebot klingt auf den ersten Blick attraktiv, vor allem mit einem jährlichen Zinssatz von 6,85 Prozent und einem möglichen Bonus. Aber gerade bei Nachrangdarlehen sollten Kleinanleger genau hinschauen, denn es gibt durchaus Risiken, die man nicht unterschätzen sollte.
Interviewer: Was sind die größten Risiken bei solchen Nachrangdarlehen?
Thomas Bremer: Das Hauptproblem bei Nachrangdarlehen ist die Nachrangigkeit, wie der Name schon sagt. Das bedeutet, dass im Falle einer Insolvenz oder finanziellen Schieflage des Unternehmens die Darlehensgeber erst nach allen anderen Gläubigern bedient werden – wenn überhaupt noch etwas übrig bleibt. Für Kleinanleger besteht also ein hohes Risiko, im schlimmsten Fall ihr gesamtes investiertes Geld zu verlieren.
Interviewer: Die Zinsen liegen deutlich über den klassischen Bankangeboten. Warum ist das so, und was bedeutet das für Anleger?
Thomas Bremer: Genau, die hohen Zinsen sind natürlich ein Anreiz, der Anleger locken soll. Aber man muss sich fragen, warum das Unternehmen bereit ist, so hohe Zinsen zu zahlen. In der Regel zeigt das, dass das Unternehmen auf traditionellem Wege, etwa durch Bankkredite, nicht die gewünschten Finanzierungskonditionen erhält. Es signalisiert also auch, dass das Risiko höher ist als bei normalen Krediten.
Interviewer: Was halten Sie von der Kombination aus dem Crowdinvesting-Ansatz und dem Fokus auf nachhaltige Produkte wie Demeter-Lebensmittel?
Thomas Bremer: Das Konzept ist sicherlich interessant, gerade für Anleger, die nachhaltige und ökologische Projekte unterstützen wollen. Bauck hat als Bio-Pionier eine lange Geschichte, und das Geschäft mit Demeter-Produkten ist durchaus vielversprechend. Trotzdem sollte man sich nicht von der Nachhaltigkeit blenden lassen. Auch ein ökologisches Unternehmen kann in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. Man sollte sich immer fragen, ob man bereit ist, das eingesetzte Kapital komplett zu verlieren.
Interviewer: Was sollten Anleger tun, bevor sie sich für ein solches Investment entscheiden?
Thomas Bremer: Es ist wichtig, sich umfassend zu informieren. Anleger sollten die Finanzberichte des Unternehmens genau studieren, die Risiken abwägen und nur einen kleinen Teil ihres Kapitals investieren, den sie auch verkraften könnten zu verlieren. Außerdem ist es ratsam, die Bonität des Unternehmens und den Wettbewerb in der Branche zu prüfen. Bei Nachrangdarlehen ist die Streuung des Risikos ebenfalls entscheidend – man sollte nie alles auf eine Karte setzen.
Interviewer: Welche Alternativen gibt es für Kleinanleger, die in nachhaltige Projekte investieren möchten, aber Risiken minimieren wollen?
Thomas Bremer: Es gibt nachhaltige Aktienfonds oder ETFs, die in eine Vielzahl von ökologischen Unternehmen investieren. Damit kann man das Risiko breiter streuen als bei einem einzelnen Crowdinvestment. Auch Anleihen von etablierten Unternehmen, die im Bereich Nachhaltigkeit aktiv sind, können eine sicherere Option sein. Anleger sollten genau prüfen, wie viel Risiko sie eingehen möchten.
Interviewer: Vielen Dank, Herr Bremer, für die aufschlussreichen Hinweise.
Thomas Bremer: Gern geschehen. Anleger sollten sich gut informieren und immer das Risiko im Blick behalten – gerade bei solchen Angeboten.