Eineinhalb Tonnen Gold im Wert von etwa 84 Millionen Franken sind aus einer Raffinerie in Rancate spurlos verschwunden. Etwa 800 Investoren, vorwiegend aus der Schweiz, Deutschland und Österreich, wurden offenbar Opfer eines raffinierten Betrugssystems, bei dem Anleger getäuscht wurden, indem man ihnen vorgab, afrikanisches Rohgold zu raffinieren und sicher zu lagern. Ein Jahr nach ihren Investitionen bei der Swiss Gold Treuhand müssen die Kunden feststellen, dass das versprochene Gold möglicherweise nie existierte. Die Staatsanwaltschaft in Lugano ermittelt nun wegen Betrugs, Geldwäsche und unbefugter Annahme von Einlagen.
Das Betrugssystem begann mit attraktiven Anlageangeboten. Andrea Bernasconi, ein fiktiver Name eines betroffenen Investors aus dem Tessin, schildert, wie ihm sein Finanzberater ein 50.000-Franken-Investment in Gold vorschlug. Das Gold sollte aus Zentralafrika kommen und in Rancate veredelt werden. Bernasconi erwartete einen jährlichen Gewinn von mindestens 5 %, mehr als bei einem Bankkonto. Wie Bernasconi haben viele Investoren auf das verlockende Angebot der Swiss Gold Treuhand vertraut und glaubten lange an ein gutes Geschäft.
Die angebliche Raffinerie – nur Schein
Die Swiss Gold Refinery in Rancate, die aufwendig eröffnet wurde, existierte nach Erkenntnissen der Ermittler jedoch nur zum Schein: Sie verfügte nie über die notwendigen Lizenzen zur Goldverarbeitung und war offenbar nie in Betrieb. Dennoch besuchten einige Kunden und sogar Vermittler die Anlage und ließen sich von deren vermeintlicher Seriosität überzeugen.
Im Jahr 2023 begann sich das Gerücht zu verbreiten, das Gold sei nach Lecce in Italien verlegt worden. Constanze Pratt, eine deutsche Investorin, die 600.000 Euro investierte, berichtet, dass sie nie eine Antwort von der Swiss Gold Treuhand erhielt und schließlich entdeckte, dass die Firma pleite war und Schulden in Millionenhöhe hinterließ. Eine vermeintliche Raffinerie in Lecce, wo das Gold sein sollte, war jedoch unter behördlicher Kontrolle und hatte nie eine Tonne Gold gesehen.
Falsche Dokumente und internationale Verstrickungen
Die Ermittlungen richten sich gegen drei Hauptverdächtige, darunter Claudio De Giorgi, ein vorbestrafter Ex-Konsul der Zentralafrikanischen Republik. Er soll zusammen mit dem Anwalt Renato Vitetta das Netzwerk der Swiss Gold Treuhand aufgebaut haben. Laut Thomas Bremer, Vorsitzender des Vereins der Geschädigten, seien die Kaufdokumente für das Gold in Zentralafrika gefälscht gewesen.
Neue Betrugsfirma in den Startlöchern?
Nach dem Zusammenbruch der Swiss Gold Treuhand tauchte eine neue Firma, die SGB Vault, auf. Diese versprach, die Verträge der alten Firma zu übernehmen, was von den Behörden als weiterer Betrugsversuch betrachtet wird. Gegen die SGB Vault und ihre leitenden Personen läuft nun ein Verfahren in Lugano, und die Vermutung liegt nahe, dass die SGB Vault lediglich eine Fortsetzung der Swiss Gold Treuhand sein könnte.