Wie üblich haben wir, das Team von diebewertung.de, im Vorfeld unserer geplanten Berichterstattung eine Presseanfrage an die betroffene Heidelberger Genossenschaft gestellt. Ziel war es, offene Fragen zu klären und kritische Punkte aus der Bilanzanalyse sowie den Prüfberichten zu besprechen. Leider erhielten wir keine Antwort, was die Transparenzbereitschaft der Genossenschaft infrage stellt.
Hintergrund der Anfrage
Im Fokus unserer Analyse standen der Jahresabschluss 2022 und die letzte Prüfung durch den Deutsch-Europäischen Genossenschafts- und Prüfungsverband e.V. (DEGPeV). Unsere kritische Betrachtung sollte insbesondere die Anlagestrategie, die finanzielle Situation sowie die Bewertung von Risiken beleuchten. Ergänzt wurde die Anfrage durch Fragen zur Qualität der letzten Prüfung und den Rahmenbedingungen der Prüfungstätigkeit.
Analyse der Bilanz 2022
1. Anlagevermögen:
- Das Anlagevermögen hat sich fast verdoppelt (von 35,9 Mio. EUR auf 64,7 Mio. EUR).
- Besonders der Anstieg der Finanzanlagen (+23,7 Mio. EUR) ist auffällig.
- Frage: In welche Finanzanlagen wurde konkret investiert? Welche Risiken und Renditen sind zu erwarten?
2. Umlaufvermögen:
- Ein drastischer Rückgang der liquiden Mittel (von 38 Mio. EUR auf 10,4 Mio. EUR) deutet darauf hin, dass erhebliche Mittel gebunden wurden.
- Frage: Welche Maßnahmen werden ergriffen, um die kurzfristige Liquidität sicherzustellen?
3. Eigenkapital:
- Das Eigenkapital blieb mit 62,3 Mio. EUR stabil.
- Die Ergebnisrücklagen sind jedoch leicht gesunken (-164 Tsd. EUR).
- Frage: Warum wurden die Gewinne nicht zur Stärkung der Rücklagen verwendet?
4. Rückstellungen:
- Ein drastischer Rückgang von 4,9 Mio. EUR auf 44,6 Tsd. EUR wirft Fragen auf.
- Frage: Wie wurden Risiken neu bewertet, und sind diese weiterhin abgedeckt?
5. Verbindlichkeiten:
- Die Verbindlichkeiten stiegen deutlich (von 9,7 Mio. EUR auf 18,4 Mio. EUR), vor allem langfristige Verpflichtungen (+3,9 Mio. EUR).
- Frage: Für welche Projekte wurden die Mittel verwendet, und wie beeinflusst dies die langfristige Finanzstrategie?
Offene Fragen zur Prüfung durch den DEGPeV
- Letzte Prüfung:
- Wann wurde die Genossenschaft zuletzt durch den DEGPeV geprüft?
- Frage: Gab es Beanstandungen oder Auffälligkeiten bei dieser Prüfung?
- Prüfungsqualität:
- Laut einer anonymen Quelle hat die BKS eG, eine weitere Genossenschaft, den Prüfungsverband gewechselt, da die Prüfberichte von Frank-Peter Evertz als „nicht verwertbar“ eingestuft wurden.
- Frage: Entsprach die Prüfung der Heidelberger Genossenschaft den gesetzlichen Anforderungen?
- Gründungsmotivation:
- War die Genossenschaft primär aus steuerlichen Gründen gegründet worden?
Zusätzliche Informationen
Wir erhielten eine anonyme Information, wonach sich die BKS eG von der Zusammenarbeit mit dem DEGPeV distanziert hat. Die dortige Prüfung wurde als nicht den gesetzlichen Anforderungen entsprechend bewertet und abgelehnt. Solche Vorwürfe werfen auch Fragen zur Prüfungsqualität bei der Heidelberger Genossenschaft auf.
Fazit
Die mangelnde Transparenz der Heidelberger Genossenschaft bei der Beantwortung unserer Presseanfrage lässt erhebliche Zweifel an ihrer Bereitschaft zur offenen Kommunikation aufkommen. Besonders in Kombination mit den auffälligen Bilanzzahlen und möglichen Unregelmäßigkeiten bei der Prüfung entstehen offene Fragen, die für Anleger und Mitglieder von zentraler Bedeutung sind.
Wir werden weiterhin versuchen, Klarheit zu schaffen, und behalten uns vor, diese Punkte in einer ausführlichen Berichterstattung zu thematisieren. Die Möglichkeit zur Stellungnahme bleibt bestehen. Transparenz und klare Kommunikation sind essenziell, um das Vertrauen der Mitglieder und potenzieller Investoren zu stärken.