Frage: Herr Bremer, die BaFin hat erneut vor den Betreibern der Website capitalcoun.com gewarnt, die ohne Erlaubnis Finanz- und Wertpapierdienstleistungen anbieten sollen. Was sagt diese Warnung aus, und wie sollten Anleger darauf reagieren?

Thomas Bremer: Die Warnung der BaFin zeigt, dass die Betreiber der Website capitalcoun.com mutmaßlich unerlaubt Finanz- und Wertpapierdienstleistungen anbieten. Das heißt, sie besitzen keine Lizenz der BaFin, was sie eigentlich bräuchten, um solche Dienstleistungen legal in Deutschland anzubieten. Das Unternehmen wird zudem nicht von der BaFin beaufsichtigt, was bedeutet, dass Anleger keinerlei Schutzmechanismen haben, falls es zu Problemen kommt. Besonders kritisch ist, dass die Betreiber zuvor unter der Domain capitalcoun.de aktiv waren und schon im November eine Warnung der BaFin erhalten haben. Solche Fälle sind ein klares Alarmsignal, dass Anleger vorsichtig sein und auf keinen Fall Geld investieren sollten.

Frage: Wie kommt es, dass Unternehmen trotz einer solchen Warnung weiterhin aktiv sind?

Thomas Bremer: Betrügerische Unternehmen wechseln häufig ihre Domains, um unter neuen Adressen weiterzumachen. Sie reagieren schnell auf Warnungen und versuchen, durch eine neue Website oder leicht geänderte Firmennamen potenzielle Anleger zu täuschen. Dass capitalcoun.com offenbar die Fortsetzung der zuvor gewarnten Domain capitalcoun.de ist, zeigt genau dieses Muster. Für Aufsichtsbehörden wie die BaFin ist es eine Herausforderung, diesen ständigen Wechseln hinterherzukommen, vor allem wenn die Betreiber international agieren.

Frage: Welche Gefahren bestehen für Anleger, wenn sie auf eine solche Plattform eingehen?

Thomas Bremer: Die Risiken sind enorm. Anleger könnten ihr gesamtes investiertes Geld verlieren, da solche Plattformen in der Regel keinen realen Finanzdienst anbieten. Das Geld, das Sie einzahlen, wird oft direkt abgezogen, und Rückzahlungen erfolgen selten oder gar nicht. Darüber hinaus könnten persönliche Daten wie Bank- oder Kreditkarteninformationen in die Hände von Kriminellen geraten und für weitere Betrügereien missbraucht werden. Solche Plattformen sind darauf ausgelegt, Anleger gezielt zu täuschen und auszunutzen.

Frage: Was sollten Anleger tun, wenn sie bereits Geld an capitalcoun.com überwiesen haben?

Thomas Bremer: Wer bereits Geld überwiesen hat, sollte unverzüglich handeln. Zunächst empfehle ich, die eigene Bank zu kontaktieren, um zu prüfen, ob die Zahlung rückgängig gemacht oder zukünftige Transaktionen blockiert werden können. Danach sollte unbedingt eine Strafanzeige bei der Polizei oder dem zuständigen Landeskriminalamt gestellt werden. Wichtig ist auch, die BaFin über den Fall zu informieren, damit weitere Maßnahmen gegen die Betreiber ergriffen werden können. Alle Belege, E-Mails und Kommunikation mit der Plattform sollten gesichert und den Ermittlungsbehörden zur Verfügung gestellt werden.

Frage: Was macht es für Anleger so schwer, solche Plattformen zu erkennen?

Thomas Bremer: Solche Plattformen wirken oft professionell und vertrauenswürdig. Sie nutzen ansprechende Webseiten, vermeintlich seriöse Geschäftsadressen und täuschend echte Registrierungsnummern, um Vertrauen zu erwecken. Hinzu kommen aggressive Verkaufsstrategien, bei denen potenzielle Anleger telefonisch kontaktiert und unter Druck gesetzt werden, schnell zu investieren. Viele Anleger merken erst, dass sie betrogen wurden, wenn es zu spät ist.

Frage: Wie können sich Anleger vor solchen Angeboten schützen?

Thomas Bremer: Der wichtigste Schutz ist, immer gründlich zu recherchieren, bevor man Geld investiert. Anleger sollten überprüfen, ob ein Unternehmen eine gültige Lizenz der BaFin besitzt. Dies ist über die Unternehmensdatenbank der BaFin schnell und einfach möglich. Skepsis ist angebracht, wenn ein Unternehmen außergewöhnlich hohe Renditen verspricht oder Druck ausübt, sofort zu investieren. Warnungen von Aufsichtsbehörden wie der BaFin sollten unbedingt ernst genommen werden. Wer unsicher ist, sollte außerdem einen unabhängigen Finanzexperten konsultieren.

Frage: Warum sind solche Fälle trotz der Arbeit von Behörden wie der BaFin weiterhin so häufig?

Thomas Bremer: Leider sind Betrüger sehr gut darin, Schwachstellen im System auszunutzen. Die Digitalisierung hat es einfacher gemacht, internationale Betrugsmaschen durchzuführen. Gleichzeitig fehlen oft die Ressourcen, um solche Plattformen schnell zu stoppen. Die BaFin und andere Behörden leisten gute Arbeit, aber Betrüger agieren oft schneller, als die Aufsichtsbehörden reagieren können. Deshalb ist die Eigenverantwortung der Anleger so wichtig.

Frage: Was raten Sie Anlegern, die unsicher sind, ob ein Angebot seriös ist?

Thomas Bremer: Vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl – wenn etwas zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es das wahrscheinlich auch. Nehmen Sie sich Zeit, überprüfen Sie die Angaben des Unternehmens und suchen Sie nach Warnungen von Aufsichtsbehörden. Machen Sie keine unüberlegten Investitionen und lassen Sie sich nicht unter Druck setzen. Wenn Sie Zweifel haben, holen Sie sich professionellen Rat. Im Zweifelsfall gilt: Lieber ein Angebot verpassen, als Opfer eines Betrugs zu werden.

Frage: Vielen Dank, Herr Bremer, für Ihre klaren Einschätzungen und praktischen Ratschläge!

Thomas Bremer: Sehr gerne. Es ist wichtig, dass Anleger über solche Risiken informiert sind und wachsam bleiben.