Redaktion: Herr Bremer, viele Menschen möchten ihre Finanzen besser planen, sei es für eine große Reise im Ruhestand oder um ihre Enkel zu unterstützen. Wie geht man das am besten an?
Thomas Bremer: Zunächst einmal ist es wichtig, sich einen Überblick über die eigenen finanziellen Verhältnisse zu verschaffen. Man sollte genau wissen, wie hoch das Vermögen ist und welche regelmäßigen Einnahmen und Ausgaben anfallen. Daraus ergibt sich, wie viel Geld man tatsächlich sparen oder investieren kann. Dann stellt sich die Frage: Was genau sind Ihre Sparziele? Möchten Sie zum Beispiel für eine größere Investition sparen, Ihr Vermögen gegen Inflation schützen oder es für Ihre Erben erhalten?
Redaktion: Welche Rolle spielt die Anlagedauer bei der Planung?
Thomas Bremer: Die Anlagedauer ist ein entscheidender Faktor. Je nach Sparziel und finanzieller Situation kann es sinnvoll sein, kurz-, mittel- oder langfristig zu investieren. Kurzfristige Anlagen eignen sich, wenn Sie das Geld bald benötigen, beispielsweise für eine Renovierung. Langfristige Anlagen bieten dagegen oft bessere Renditechancen, sind aber auch risikoreicher. Wer langfristig anlegt, kann Kursschwankungen besser aussitzen.
Redaktion: Viele Menschen haben Bedenken hinsichtlich der Risiken. Wie findet man die richtige Balance?
Thomas Bremer: Das hängt von Ihrer persönlichen Risikobereitschaft ab. Sind Sie bereit, für eine höhere Rendite auch ein höheres Verlustrisiko in Kauf zu nehmen, oder möchten Sie Verluste möglichst ausschließen? Grundsätzlich gilt: Je höher die Rendite, desto höher das Risiko. Wichtig ist, dass die gewählten Anlageprodukte zu Ihren Zielen und Ihrer Risikobereitschaft passen. Und ganz entscheidend: Investieren Sie nur in Produkte, die Sie verstehen.
Redaktion: Welche Anlageprodukte würden Sie empfehlen?
Thomas Bremer: Es gibt eine Vielzahl von Optionen, und die Auswahl hängt von den individuellen Zielen ab. Für kurzfristige Rücklagen eignen sich Tages- oder Festgeldkonten. Wer bereit ist, ein gewisses Risiko einzugehen, kann in Wertpapiere wie Aktien, Anleihen oder Investmentfonds investieren. ETFs sind dabei eine interessante Option, da sie kostengünstig und breit diversifiziert sind. Für spekulativere Anleger kommen auch Kryptowährungen oder bestimmte Zertifikate infrage – allerdings mit dem Risiko eines Totalverlusts. Wer Sicherheit sucht, könnte auch über Immobilien oder Edelmetalle nachdenken.
Redaktion: Gibt es Tipps für Menschen, die plötzlich größere Summen, etwa durch eine Erbschaft, investieren möchten?
Thomas Bremer: In solchen Fällen können Auszahlpläne oder Sofortrenten eine gute Lösung sein. Sie ermöglichen es, eine größere Summe anzulegen und gleichzeitig regelmäßige Auszahlungen zu erhalten. Auch hier ist eine fundierte Beratung wichtig, um die beste Option zu finden. Mein Tipp: Nutzen Sie die Angebote von Banken, Versicherern oder Verbraucherzentralen, um sich umfassend zu informieren.
Redaktion: Wo können sich Anleger weiterführende Informationen holen?
Thomas Bremer: Die BaFin bietet umfangreiche Informationen und Warnungen zu unseriösen Angeboten. Auch die Verbraucherzentralen sind eine hervorragende Anlaufstelle. Zusätzlich lohnt sich ein Blick auf die Website der BAGSO, die speziell ältere Menschen zu Finanzthemen informiert. Das Wichtigste ist, sich Zeit zu nehmen und keine Entscheidungen unter Druck zu treffen.
Redaktion: Vielen Dank, Herr Bremer, für die wertvollen Hinweise und Einblicke!