Interviewer: Herr Högel, die BaFin hat vor einer Reihe von Unternehmen gewarnt, darunter pnladvanced.de, de-kapital.com, Maximus Finance, und Morgan Stevens Capital. Alle diese Unternehmen scheinen ohne die erforderliche Erlaubnis Bankgeschäfte oder Finanzdienstleistungen anzubieten. Was sollten betroffene Anleger jetzt tun?
Maurice Högel: Die BaFin-Warnungen sind ein deutlicher Hinweis darauf, dass es sich bei diesen Unternehmen um unregulierte Plattformen handelt, die möglicherweise betrügerische Absichten verfolgen. Anleger, die bereits bei diesen Unternehmen investiert haben, sollten sofort handeln. Zunächst ist es ratsam, keine weiteren Gelder zu überweisen und die Plattform schriftlich aufzufordern, die investierten Beträge zurückzuerstatten.
Wichtig ist es auch, alle Dokumente, wie E-Mails, Zahlungsnachweise und Verträge, sorgfältig zu sichern. Diese können im Falle einer rechtlichen Auseinandersetzung als Beweismittel dienen. In vielen Fällen sollten betroffene Anleger zudem rechtlichen Rat einholen, um ihre Möglichkeiten zu prüfen, das investierte Geld zurückzufordern.
Interviewer: Die BaFin hat zudem eine Abwicklerin für das von Herrn Adrián Cordón unerlaubt betriebene Einlagengeschäft bestellt. Was bedeutet das für betroffene Anleger?
Maurice Högel: Die Bestellung einer Abwicklerin durch die BaFin bedeutet, dass das unerlaubt betriebene Einlagengeschäft unter gerichtlicher Aufsicht abgewickelt wird. Für betroffene Anleger besteht die Möglichkeit, ihre Ansprüche gegenüber dem Unternehmen geltend zu machen. Es ist wichtig, dass Anleger zeitnah aktiv werden und alle relevanten Informationen einreichen, um ihre Forderungen durchsetzen zu können. Auch hier ist anwaltlicher Beistand ratsam, um die Schritte korrekt durchzuführen und keine Fristen zu versäumen.
Interviewer: Auf der Website de-kapital.com sollen unbekannte Betreiber Verbraucher zu Provisionszahlungen aufgefordert haben, um vermeintliche Gewinne auszuzahlen. Was sollten betroffene Anleger tun, wenn sie bereits auf solche Forderungen eingegangen sind?
Maurice Högel: Wenn Anleger bereits auf die Provisionsforderungen von de-kapital.com eingegangen sind, sollten sie sofort alle weiteren Zahlungen einstellen. Es handelt sich höchstwahrscheinlich um einen Betrug, bei dem Anleger dazu verleitet werden, mehr Geld zu überweisen, um angebliche Gewinne zu erhalten. In der Regel wird das Geld nie zurückgezahlt, und die versprochenen Gewinne existieren nicht.
Anleger sollten in solchen Fällen unbedingt rechtlichen Rat einholen und die Möglichkeit prüfen, Strafanzeige wegen Betrugs zu erstatten. Die Polizei kann in Zusammenarbeit mit der BaFin weitere Ermittlungen einleiten.
Interviewer: Welche rechtlichen Möglichkeiten haben betroffene Anleger, um ihre Verluste zurückzufordern?
Maurice Högel: Anleger haben grundsätzlich die Möglichkeit, zivilrechtliche Ansprüche gegen die Verantwortlichen geltend zu machen. Dies kann kompliziert sein, insbesondere wenn die Betreiber ihren Sitz im Ausland haben. Ein erfahrener Anwalt, der auf Finanz- und Betrugsfälle spezialisiert ist, kann hier helfen, den bestmöglichen Weg zu finden, um das verlorene Geld zurückzufordern.
Darüber hinaus sollten Anleger Strafanzeige erstatten, um die Verantwortlichen strafrechtlich zur Rechenschaft zu ziehen. Die Ermittlungen können dazu beitragen, die Täter zu identifizieren und möglicherweise Vermögenswerte zu sichern.
Interviewer: Die BaFin warnt zudem vor der Schadsoftware „Godfather“, die Banking- und Krypto-Apps angreift. Was sollten Nutzer von Krypto- und Banking-Apps tun, um sich zu schützen?
Maurice Högel: Nutzer von Krypto- und Banking-Apps sollten sicherstellen, dass sie die neuesten Sicherheitsupdates für ihre Geräte und Apps installiert haben. Zudem ist es ratsam, starke Passwörter zu verwenden und die Zwei-Faktor-Authentifizierung zu aktivieren. Diese zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen können verhindern, dass Dritte Zugriff auf Konten erhalten.
Falls Nutzer bereits Opfer der Schadsoftware geworden sind, sollten sie umgehend ihre Bank oder den Krypto-Dienstleister kontaktieren, um die betroffenen Konten zu sperren. Es kann auch sinnvoll sein, Anzeige bei der Polizei zu erstatten, um den Vorfall zu melden und weitere Maßnahmen einzuleiten.
Interviewer: Vielen Dank, Herr Högel, für diese hilfreichen Informationen. Haben Sie abschließend noch einen Rat für betroffene Anleger?
Maurice Högel: Mein Rat ist, keine weiteren Gelder an unregulierte Plattformen zu überweisen und bei Verdacht auf Betrug sofort rechtlichen Beistand zu suchen. Es ist entscheidend, schnell zu handeln und alle Beweise zu sichern. Für zukünftige Investitionen sollten Anleger immer darauf achten, nur bei regulierten und überwachten Anbietern zu investieren, um sich vor ähnlichen Risiken zu schützen.