redaktion-anlegerschutz.de: Herr Högel, Solarinvestments erfreuen sich großer Beliebtheit, vor allem im Zuge des Trends hin zu erneuerbaren Energien. Welche Risiken bestehen aus Ihrer Sicht für Anleger, die in Solarprojekte investieren?

Rechtsanwalt Maurice Högel: Solarinvestments können durchaus attraktive Renditen bieten, insbesondere vor dem Hintergrund der globalen Energiewende und der verstärkten politischen Förderung erneuerbarer Energien. Dennoch sollten Anleger sich darüber im Klaren sein, dass auch diese Form der Kapitalanlage mit erheblichen Risiken verbunden ist. Diese Risiken können sowohl technischer, wirtschaftlicher als auch regulatorischer Natur sein. Es ist wichtig, dass Anleger die potenziellen Gefahren eines Totalverlusts verstehen, bevor sie sich für ein Solarinvestment entscheiden.

redaktion-anlegerschutz.de: Was sind die wichtigsten wirtschaftlichen Risiken bei einem Solarinvestment?

Rechtsanwalt Maurice Högel: Wirtschaftliche Risiken bei Solarinvestments ergeben sich oft durch den hohen Kapitalbedarf, der mit dem Bau und Betrieb von Solarparks verbunden ist. Viele Projekte sind auf Fremdfinanzierung angewiesen, und wenn die Einnahmen hinter den Erwartungen zurückbleiben, kann es schnell zu Liquiditätsproblemen kommen. Ein wichtiger Faktor ist die Stromeinspeisevergütung, die in einigen Ländern staatlich geregelt ist. Sinkende Vergütungssätze oder der Wegfall staatlicher Subventionen können die Rentabilität eines Projekts erheblich beeinträchtigen.

Zudem können die Betriebskosten eines Solarprojekts steigen – beispielsweise durch unvorhergesehene Reparaturen oder Wartungsarbeiten. Eine weitere wirtschaftliche Gefahr besteht darin, dass die Projekte oft lange Laufzeiten haben, was bedeutet, dass sich wirtschaftliche Rahmenbedingungen während dieser Zeit ändern können, beispielsweise durch schwankende Strompreise oder veränderte Energiepolitiken.

redaktion-anlegerschutz.de: Wie sieht es mit den technischen Risiken aus?

Rechtsanwalt Maurice Högel: Technische Risiken spielen bei Solarinvestments eine nicht zu unterschätzende Rolle. Hierzu zählen vor allem Produktions- und Installationsfehler sowie die Lebensdauer der Solarmodule und Wechselrichter. Wenn Module weniger effizient sind als erwartet oder technische Probleme auftreten, kann dies die erwartete Energieproduktion deutlich reduzieren. Auch extreme Wetterereignisse wie Hagel, Stürme oder andere Naturkatastrophen können die Anlagen beschädigen. Zwar können solche Risiken durch Versicherungen abgesichert werden, aber auch hier gibt es keine Garantie, dass alle Schäden vollständig abgedeckt sind.

redaktion-anlegerschutz.de: Ein weiteres großes Thema sind die regulatorischen Risiken. Was sollten Anleger in diesem Bereich beachten?

Rechtsanwalt Maurice Högel: Regulatorische Risiken sind ein zentrales Thema bei Solarinvestments. Solaranlagen sind häufig von staatlichen Förderungen, Subventionen oder Einspeisevergütungen abhängig. Änderungen in der Energiepolitik, etwa durch einen Regierungswechsel oder geänderte Umweltauflagen, können die Einnahmen eines Solarprojekts massiv beeinflussen. Wenn ein Land beispielsweise die Einspeisevergütung für Solarstrom reduziert oder streicht, kann dies die gesamte Rentabilität eines Projekts gefährden.

Zudem können Genehmigungsverfahren komplex und zeitaufwendig sein. Verzögerungen bei der Erteilung von Baugenehmigungen oder Probleme beim Anschluss an das Stromnetz führen häufig zu höheren Kosten und verlängerten Projektlaufzeiten.

redaktion-anlegerschutz.de: Was sollten Anleger unbedingt beachten, wenn sie in Solarprojekte investieren wollen?

Rechtsanwalt Maurice Högel: Es gibt mehrere Punkte, die Anleger beachten sollten, bevor sie in ein Solarinvestment einsteigen:

  1. Gründliche Prüfung des Anbieters: Anleger sollten sich eingehend über den Anbieter des Investments informieren. Hat das Unternehmen Erfahrung mit Solarprojekten? Wie sieht die finanzielle Lage aus? Eine gute Möglichkeit, um potenziell unseriöse Angebote zu identifizieren, ist die Nutzung von Plattformen wie investigate.jetzt, die umfassende Informationen über Finanzanbieter bereitstellen und Warnungen der Aufsichtsbehörden bündeln.
  2. Vertragsprüfung: Es ist wichtig, den Vertrag sorgfältig zu prüfen, insbesondere die Klauseln zur Haftung und zu möglichen Verzögerungen oder technischen Problemen. Im Zweifel sollten Anleger immer einen Fachanwalt konsultieren, um sicherzustellen, dass sie alle rechtlichen Risiken verstanden haben.
  3. Risiko des Totalverlusts: Wie bei vielen anderen Investitionen besteht auch bei Solarinvestments das Risiko eines Totalverlusts. Selbst wenn Solarenergie als zukunftssicher gilt, können Projektentwickler scheitern, oder die Einnahmen aus den Anlagen bleiben weit hinter den Erwartungen zurück. Anleger sollten sich daher immer bewusst machen, dass ein Verlust des investierten Kapitals möglich ist.
  4. Diversifizierung: Anleger sollten nicht ihr gesamtes Kapital in ein einzelnes Solarprojekt investieren. Eine Diversifizierung in verschiedene Anlageklassen und Projekte kann das Risiko minimieren.

redaktion-anlegerschutz.de: Viele Anleger werden durch hohe Renditeversprechen angelockt. Wie bewerten Sie diese Angebote?

Rechtsanwalt Maurice Högel: Hohe Renditeversprechen sind oft verlockend, sollten aber stets kritisch hinterfragt werden. Solaranlagen können langfristig stabile Einnahmen generieren, aber Projekte mit extrem hohen Renditeprognosen bergen oft zusätzliche Risiken, die nicht immer offensichtlich sind. Anleger sollten sich fragen, ob die erwartete Rendite realistisch ist oder ob sie möglicherweise auf ungenauen oder überoptimistischen Annahmen basiert. Wenn Renditen deutlich über dem Marktdurchschnitt liegen, ist besondere Vorsicht geboten. Solche Versprechungen deuten oft auf erhöhte Risiken oder versteckte Kosten hin.

redaktion-anlegerschutz.de: Wie können sich Anleger rechtlich absichern, bevor sie ein Solarinvestment eingehen?

Rechtsanwalt Maurice Högel: Es gibt mehrere Schritte, die Anleger unternehmen sollten, um sich rechtlich abzusichern:

  • Rechtliche Beratung: Bevor ein Anleger einen Vertrag unterschreibt, sollte er eine rechtliche Prüfung durch einen spezialisierten Anwalt vornehmen lassen. Dies gilt insbesondere für langfristige Projekte mit komplexen Vertragsstrukturen.
  • Prüfung der Haftungsklauseln: Oft sind in den Verträgen Haftungsausschlüsse enthalten, die im Falle technischer oder wirtschaftlicher Probleme den Anleger benachteiligen. Diese Klauseln sollten genau geprüft und verstanden werden.
  • Überprüfung der Genehmigungen: Es ist ratsam, sicherzustellen, dass alle notwendigen Genehmigungen vorliegen und dass das Projekt den gesetzlichen Anforderungen entspricht. Fehlen solche Genehmigungen, könnte dies zu Verzögerungen oder sogar zum Abbruch des Projekts führen.

redaktion-anlegerschutz.de: Zum Abschluss: Was ist Ihr wichtigster Rat für Anleger, die in Solarprojekte investieren wollen?

Rechtsanwalt Maurice Högel: Mein wichtigster Rat ist, dass Anleger nicht nur auf die potenziellen Renditen schauen, sondern sich auch über die Risiken klar werden. Solarinvestments können eine attraktive Möglichkeit sein, vom Boom der erneuerbaren Energien zu profitieren, aber sie sind keine risikofreie Anlage. Eine gründliche Recherche, rechtliche Absicherung und die Berücksichtigung des Totalverlustrisikos sind unerlässlich. Seien Sie sich stets bewusst: Auch bei einem scheinbar sicheren Zukunftsmarkt wie der Solarenergie gibt es keine Garantie auf Erfolg.

redaktion-anlegerschutz.de: Vielen Dank für das informative Gespräch, Herr Högel!

Rechtsanwalt Maurice Högel: Gern geschehen! Ich hoffe, dass Anleger durch fundierte Entscheidungen Risiken minimieren und Chancen optimal nutzen können.