Journalist: Herr Bremer, die BaFin hat erneut vor einer betrügerischen Website gewarnt, dieses Mal vor agallianz.eu. Was genau bedeutet eine solche Warnung für Verbraucher?
Thomas Bremer: Eine Warnung der BaFin ist ein klares und unmissverständliches Signal: Die betreffende Website bietet Finanz- oder Wertpapierdienstleistungen ohne die erforderliche Genehmigung an. Das ist in Deutschland illegal. Im Fall von agallianz.eu und den ähnlich aufgebauten Seiten, vor denen bereits gewarnt wurde, besteht ein hoher Verdacht, dass es sich um betrügerische Plattformen handelt. Diese Websites zielen darauf ab, Anleger zu täuschen und sie um ihr Geld zu bringen. Verbraucher sollten daher sehr aufmerksam sein und auf keinen Fall Geld investieren, wenn eine solche Warnung ausgesprochen wurde.
Journalist: Die Betreiber von agallianz.eu geben an, in London ansässig zu sein. Warum ist das relevant?
Thomas Bremer: Viele betrügerische Plattformen geben vor, in bekannten Finanzzentren wie London ansässig zu sein, um Seriosität zu suggerieren. Das Problem ist, dass diese Angaben oft falsch oder irreführend sind. Auch wenn die Plattform tatsächlich in London oder einem anderen Land sitzt, gilt: Wer Dienstleistungen in Deutschland anbietet, benötigt eine BaFin-Erlaubnis, unabhängig davon, wo das Unternehmen offiziell registriert ist. Ohne diese Lizenz handelt das Unternehmen illegal, und die Wahrscheinlichkeit, dass Anleger ihr Geld verlieren, ist sehr hoch.
Journalist: Die BaFin erwähnt, dass agallianz.eu nahezu identisch mit anderen Websites ist, vor denen bereits gewarnt wurde. Was hat es damit auf sich?
Thomas Bremer: Das ist ein typisches Vorgehen bei betrügerischen Plattformen. Sobald eine Website als Betrug erkannt wird und Warnungen öffentlich gemacht werden, wird diese oft rasch abgeschaltet – nur um kurze Zeit später mit einem neuen Namen und einer leicht abgeänderten URL wieder aufzutauchen. Inhalte, Layouts und Versprechen bleiben dabei fast identisch. Genau das scheint hier der Fall zu sein. agallianz.eu ähnelt der bereits im Juni 2024 von der BaFin gewarnten Website agallianz.de und weiteren Seiten. Das macht die Warnung besonders ernst, denn es zeigt, dass hier systematisch versucht wird, Anleger zu täuschen.
Journalist: Was sollten Verbraucher konkret tun, wenn sie auf eine solche Plattform stoßen?
Thomas Bremer: Zunächst einmal: Kein Geld überweisen! Wenn Sie bereits Geld investiert haben, sollten Sie umgehend Ihre Bank kontaktieren, um zu versuchen, Zahlungen rückgängig zu machen. Wenn eine Kreditkarte genutzt wurde, könnte ein Chargeback-Verfahren möglich sein. Darüber hinaus rate ich, eine Strafanzeige bei der Polizei oder dem Landeskriminalamt zu stellen. Zudem können sich Betroffene auch an die BaFin wenden, die weitere Schritte einleiten kann.
Wichtig ist auch, dass Verbraucher sich vor einer Investition immer die Zeit nehmen, den Anbieter gründlich zu prüfen. Das bedeutet insbesondere, die Unternehmensdatenbank der BaFin zu konsultieren, um sicherzustellen, dass der Anbieter über die erforderliche Erlaubnis verfügt.
Journalist: Welche Warnsignale gibt es, um betrügerische Plattformen frühzeitig zu erkennen?
Thomas Bremer: Es gibt einige typische Merkmale:
- Unrealistisch hohe Renditeversprechen. Wenn eine Plattform behauptet, dass Sie schnell und einfach hohe Gewinne erzielen können, sollten die Alarmglocken schrillen.
- Druck, schnell zu investieren. Oft wird mit zeitlich begrenzten Angeboten oder besonderen Boni geworben, um Anleger zur schnellen Einzahlung zu bewegen.
- Fehlende Transparenz. Wenn wichtige Informationen wie die Identität der Betreiber, die genaue Geschäftsadresse oder rechtliche Hinweise fehlen, ist das ein klares Warnsignal.
- Unbekannte oder fragwürdige Firmenadressen. Auch wenn der Firmensitz in einer Finanzmetropole angegeben wird, sollte man dies überprüfen. Oftmals handelt es sich um Briefkastenfirmen.
Und wie gesagt: Immer die BaFin-Datenbank prüfen, ob der Anbieter überhaupt lizenziert ist.
Journalist: Was bedeutet es, wenn ein Unternehmen ohne BaFin-Erlaubnis tätig ist?
Thomas Bremer: Ohne die Erlaubnis der BaFin handelt ein Unternehmen illegal. Das bedeutet, es gibt keinerlei staatliche Aufsicht, keine Kontrollen und keine Sicherheitsmechanismen, die den Anleger schützen. Wenn Anleger bei solchen Plattformen Geld verlieren, stehen die Chancen, es zurückzubekommen, oft sehr schlecht. Gleichzeitig können Anleger auch rechtlich Probleme bekommen, wenn sie bewusst oder unbewusst an illegalen Finanzaktivitäten teilnehmen.
Journalist: Die BaFin empfiehlt ihren Podcast „Vorsicht, Betrug“. Wie wichtig ist Aufklärung in diesem Bereich?
Thomas Bremer: Aufklärung ist entscheidend, um Verbraucher vor Betrug zu schützen. Viele Menschen sind sich nicht bewusst, wie professionell und überzeugend solche betrügerischen Plattformen auftreten. Podcasts, Informationskampagnen und Verbraucherwarnungen wie die der BaFin helfen dabei, das Bewusstsein für die Risiken zu schärfen. Je mehr Menschen darüber informiert sind, desto weniger Chancen haben Betrüger, erfolgreich zu sein.
Journalist: Was können Betroffene tun, wenn sie bereits Opfer eines solchen Betrugs geworden sind?
Thomas Bremer: In einem solchen Fall sollten Betroffene schnell handeln:
- Sofort die Bank oder den Zahlungsdienstleister informieren, um zu prüfen, ob Zahlungen zurückgeholt werden können.
- Anzeige bei der Polizei oder dem Landeskriminalamt erstatten. Je mehr Informationen die Behörden haben, desto besser können sie gegen die Betreiber solcher Plattformen vorgehen.
- Dokumentation sichern: Alle Belege, E-Mails, Chatverläufe und Zahlungsnachweise sollten gesammelt und den Ermittlungsbehörden zur Verfügung gestellt werden.
Es ist wichtig zu wissen, dass auch wenn das Geld verloren scheint, die Täter in vielen Fällen durch Ermittlungen der Behörden gefasst werden können. Eine Anzeige erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass irgendwann zumindest ein Teil des Schadens erstattet wird, wenn Gelder sichergestellt werden.
Journalist: Vielen Dank, Herr Bremer, für Ihre klaren und hilfreichen Ausführungen.
Thomas Bremer: Gern geschehen. Bleiben Sie vorsichtig und aufmerksam!