Interviewer: Herr Högel, danke, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview genommen haben. Das Thema Trading polarisiert immer mehr Menschen. Es gibt Stimmen, die behaupten, Trading sei in Deutschland zu einer regelrechten „Seuche“ geworden, bei der viele Menschen nur Geld verlieren. Wie sehen Sie das?

Maurice Högel: Danke für die Einladung. Ich finde, der Begriff „Seuche“ ist in diesem Zusammenhang etwas übertrieben, aber ich verstehe, woher diese Wahrnehmung kommt. In den letzten Jahren hat das Thema Trading, vor allem durch den leichten Zugang über Online-Plattformen und Apps, enorm an Popularität gewonnen. Viele Menschen haben während der Pandemie erstmals ihr Geld in Aktien, Kryptowährungen oder andere spekulative Finanzprodukte investiert, oft ohne ausreichendes Verständnis der Risiken.

Interviewer: Was sind die Hauptgründe, warum so viele Menschen Geld verlieren?

Maurice Högel: Es gibt mehrere Faktoren. Einer der größten Fehler ist mangelnde Vorbereitung und fehlendes Wissen. Viele sehen Trading als eine Möglichkeit, schnell Geld zu verdienen, und lassen sich von kurzfristigen Trends oder Social-Media-Influencern beeinflussen. Sie verstehen nicht, dass Trading sehr riskant ist und oft emotionale Entscheidungen getroffen werden, die zu Verlusten führen können. Auch der sogenannte „Leverage-Effekt“, also das Handeln mit geliehenem Geld, hat schon vielen das Genick gebrochen. Es braucht Erfahrung und Disziplin, um erfolgreich zu traden, und selbst dann gibt es keine Garantie für Gewinne.

Interviewer: Also ist Trading eher etwas für Experten?

Maurice Högel: Nicht unbedingt. Jeder kann sich in die Materie einarbeiten und mit einer klaren Strategie und gutem Risikomanagement langfristig erfolgreich sein. Aber es ist eben keine Möglichkeit, schnell reich zu werden. Viele Anfänger unterschätzen die Komplexität des Marktes und die psychologischen Fallstricke, in die man leicht tappen kann.

Interviewer: Gibt es Möglichkeiten, sich vor größeren Verlusten zu schützen?

Maurice Högel: Ja, auf jeden Fall. Das Wichtigste ist, nur Geld zu investieren, das man bereit ist zu verlieren. Außerdem sollte man sich mit den Märkten auseinandersetzen und kontinuierlich dazulernen. Diversifizierung – also nicht alles auf eine Karte zu setzen – ist ebenfalls essenziell. Es gibt auch Stop-Loss-Orders, mit denen man Verluste begrenzen kann, indem man automatisch verkauft, wenn der Kurs eines Wertpapiers eine bestimmte Grenze unterschreitet. Aber das alles erfordert Planung und Disziplin.

Interviewer: Und welche Rolle spielt die Regulierung in Deutschland?

Maurice Högel: Die Regulierung in Deutschland ist vergleichsweise streng, was gut ist, um Verbraucher zu schützen. Plattformen, die Finanzprodukte anbieten, unterliegen der Aufsicht durch die BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht), was dazu beiträgt, Betrug und unseriöse Anbieter zu minimieren. Dennoch gibt es auch hier Risiken, gerade bei unregulierten Plattformen oder hochspekulativen Produkten wie Kryptowährungen. Die Eigenverantwortung der Anleger bleibt ein entscheidender Faktor.

Interviewer: Abschließend, würden Sie sagen, dass Trading in Deutschland überbewertet wird?

Maurice Högel: Es wird sicherlich von vielen Menschen falsch verstanden. Trading ist keine leichte Möglichkeit, reich zu werden, sondern ein anspruchsvolles Handwerk, das Wissen, Erfahrung und Disziplin erfordert. Für diejenigen, die bereit sind, sich intensiv damit auseinanderzusetzen, kann es eine interessante Möglichkeit sein, Vermögen aufzubauen. Aber wie gesagt: Ohne die richtigen Kenntnisse und Vorsichtsmaßnahmen kann es auch zu großen Verlusten führen. Das gilt nicht nur für Deutschland, sondern weltweit.

Interviewer: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Högel.

Maurice Högel: Gern geschehen!