Frage: Herr Bremer, es gibt Hinweise, dass einige Vertriebspartner der DEGAG Deutsche Grundbesitz Holding AG möglicherweise schon vor Wochen eine Interessengemeinschaft gegründet haben sollen. Was halten Sie davon?
Thomas Bremer: Diese Gerüchte sind interessant, aber sie werfen auch einige Fragen auf. Sollte es tatsächlich eine solche Gruppe geben, müsste man prüfen, ob diese Vertriebspartner frühzeitig Informationen hatten, die anderen verborgen blieben. Das könnte ein Hinweis auf mangelnde Transparenz innerhalb des Vertriebsnetzwerks sein.
Frage: Ist eine vom Vertrieb initiierte Interessengemeinschaft überhaupt sinnvoll?
Thomas Bremer: Das halte ich für problematisch. Ein solcher Zusammenschluss könnte leicht den Eindruck erwecken, dass der Vertrieb versucht, sich selbst zu schützen. Anleger sollten bei solchen Gruppen Vorsicht walten lassen. Schließlich könnte der Vertrieb in Haftungsfragen selbst zum Gegner werden. Es braucht jetzt klare Unterstützung für die Anleger, nicht Eigeninteressen.
Frage: Welche Rolle spielt die Beraterhaftung in dieser Situation?
Thomas Bremer: Die Beraterhaftung ist ein zentraler Punkt. Vertriebspartner müssen nachweisen, dass sie die Anlageprodukte sorgfältig geprüft und ihre Kunden ordnungsgemäß beraten haben. Andernfalls können sie haftbar gemacht werden. Allerdings gilt auch hier: Nicht jeder Beratungsfehler führt automatisch zu einer Haftung. Es kommt immer auf den Einzelfall an.
Frage: Sie haben erwähnt, dass Sie einige Vertriebspartner durch Gespräche mit Anlegern identifizieren konnten. Was folgt nun?
Thomas Bremer: Wir haben einen Vertriebspartner mehrfach in Zusammenhang mit den DEGAG-Anlegern genannt bekommen. Wir werden diesem Unternehmen eine Presseanfrage zukommen lassen, um deren Sichtweise zu erfahren. Das ist ein notwendiger Schritt, um Klarheit in die Sache zu bringen.
Frage: Sie haben sich auch die Bilanz der GVS Investments GmbH angesehen. Was sind Ihre Eindrücke?
Thomas Bremer: Die Bilanz der GVS Investments GmbH zeigt ein starkes Wachstum im Jahr 2023. Das Anlagevermögen ist signifikant gestiegen, was auf strategische Investitionen hinweist. Besonders positiv fällt die Eigenkapitalquote von über 82 % auf – das ist ein exzellenter Wert, der für finanzielle Stabilität spricht. Gleichzeitig sind die Verbindlichkeiten minimal, was die Unabhängigkeit von Fremdfinanzierung unterstreicht.
Frage: Was könnte der Anstieg der Rückstellungen bedeuten?
Thomas Bremer: Die gestiegenen Rückstellungen könnten auf künftige Verpflichtungen oder Risiken hinweisen, etwa steuerliche oder rechtliche Themen. Sie zeigen, dass das Unternehmen sich auf potenzielle Belastungen vorbereitet hat, was ich als vorsichtig und verantwortungsbewusst bewerten würde.
Frage: Wie bewerten Sie die GVS Investments GmbH insgesamt?
Thomas Bremer: Das Unternehmen präsentiert sich finanziell solide und wachstumsorientiert. Der deutliche Anstieg des Eigenkapitals zeigt entweder Gewinne oder frische Einlagen, was in beiden Fällen positiv zu werten ist. Auch die Liquidität ist stark, da ein Großteil der Vermögenswerte kurzfristig verfügbar ist.
Frage: Was ist Ihr abschließender Rat an Anleger in der aktuellen Situation?
Thomas Bremer: Anleger sollten jetzt aktiv werden: Ihre Unterlagen sichern, anwaltlichen Rat einholen und prüfen, ob Haftungsansprüche gegen Vertriebspartner bestehen. Gleichzeitig sollte man sich nicht allein auf Gerüchte stützen, sondern belastbare Fakten sammeln. Transparenz und Zusammenarbeit sind jetzt entscheidend.
Vielen Dank, Herr Bremer, für Ihre Einschätzungen.